Das Radiomuseum – Phonomuseum

Meine ersten Schritte, die ich selbständig (gleich nachdem ich wegen Stimmbruch aus dem Schulchor austreten musste ) unternahm, den weltweiten Kosmos der Musik zu erforschen, unternahm ich womit? – Natürlich mit einem alten „Dampfradio“, das irgendjemand in der Familie ausrangiert – und mir geschenkt hatte. Hiermit hörte ich regelmäßig (in Berlin) die Hitparade SFBeat mit Lord Knut (dem wegen Unfall ausgeschiedenen Schlagzeuger der Lords, der sich dann als Moderator einen Namen machte) und auf dem in den Deckel montierten Plattenspieler (das war ein echtes Luxus-Modell!) die „Heintje“-, „My Fair Lady-“ und „Westside Story“-Platten, die ich „mit-geerbt“ oder meinen Eltern entführt hatte. („In-A-Gadda-Da-Vida“ kam später).

Unvergessliche und faszinierende Weltreisen

Als absolut faszinierend habe ich die Weltreisen, die ich  damit im Äther unternahm, in Erinnerung. Damit konnte man seinen Horizont gewaltig erweitern und unvergesslich bleiben mir die überraschenden Momente, wo man durch gefühlvolles Drehen des großen Sender-Suchlaufrades plötzlich arabische Musik, russische Nachrichten, oder völlig unbekannte Sprachen und fremdländische Musikstücke hören konnte. Dass es mir nicht allein so ging, konnte ich später bei vielen Interpreten wie z.B Brian Eno oder Holger Czukay hören, die diese Art der „Weltmusik“ in Ihre Kompositionen einbauten und damit faszinierende Effekte erzielten.Nachdem ich erst einmal versucht hatte, mir mit ZWEI Röhrenradios ein Stereo-System zu basteln und das erste mal 220V im direktem Kontakt ungebremst und direkt erfahren durfte, beschränkte ich meinen Basteltrieb dann lieber auf den Lautsprecherbau und ich rangierte das alte Röhrenradio zu Gunsten einer moderneren Verstärker – Lösung aus. Das taten wohl die meisten – und die guten, alten Röhrenradios wanderten meistens auf den Sperrmüll. Einige Sammler und Jäger ließ allerdings die Leidenschaft für das alte Röhren Radio nicht los und diese fingen an die Radios zu sammeln und zu restaurieren.

Jäger und Sammler

Dazu muss man wohl auch Johann Fischkeller, der hier im Nachbarort ein Radio-Museum aufgebaut hat, zählen. Als mir neulich drei alte Röhren-Radios zur Entsorgung übergeben wurden, erinnerte ich mich, dass ich schon mehrfach von der Existenz eines „Radio-Museums“ hier in der Gegend gehört hatte, (aber man hat ja nie Zeit) und bevor ich die guten alten Stücke auf den Müll schmeiße, dachte ich, bringe ich sie doch dahin, wo sie vielleicht eine noch angemessene Verwendung finden können.
Das war eine gute Idee!Denn nachdem mich der Herr Fischkeller (ein freundlicher, über achtzig Jahre alter Herr) in seinen Museumskeller geführt hatte, tauchte ich in eine absolut faszinierende Zeitreise der Radios und Elektro-Technik ein. Nach einer Stunde zückte ich mein Handy und verschob sämtliche weiteren Termine, um mich weiterhin dieser einmaligen und erstaunlich umfangreichen Sammlung von Rundfung-Empfängern, Grammophonen und Musiktruhen der letzten 80 Jahre zu widmen. Herr Fischkeller konnte mir 1000 (!) Röhrenradios zeigen und auch jedes erklären.

Schönheiten aus aller Welt

Die meisten der Radios waren natürlich auch funktionsfähig und jedes hatte seine eigene Kultur- und Entstehungsgeschichte. Besonders formschöne Exemplare kamen übrigens aus Dänemark, eine englische Musiktruhe im Gehäuse von Chippendale konnte ich bewundern, 50 jahre alte Radios mit Sendersuchlauf und Stationstasten, mit Raumklang, russische und ostdeutsche Musiktruhen für die Partei-Bonzen, ausgestattet mit der besten Technik, die man damals kriegen konnte, Volksempfänger („Goebbels-Schnauze“), Profi-Empfänger des NDWR oder ich entdeckte z.B. ein „Tefifon“ – ein Bandgerät, bei dem die Musikinformation nicht elektromagnetisch, sondern mechanisch in Rillen, wie auf der Schallplatte gespeichert ist, und viele andere ungewöhnliche Exponate aus Europa, Amerika und sogar Australien.

Eine Reise die sich lohnt!

Um einigermaßen die wesentlichen Stücke dieser Sammlung zu erfassen, sollte man zwei bis drei Stunden schon einplanen, aber die Zeitreise, die man dann erlebt, erstreckt sich über mehr als achtzig Jahre und ist voller Überraschungen. Eine Reise, die sich in jedem Falle lohnt!Das Radiomuseum ist umgezogen – jetzt:
Phonomuseum „Alte Schule“
Seeholz 40
24364 Holzdorf/ Ortsteil SeeholzTel.: 04352/ 9117848 oder 04331/ 4380525
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